Geschichte der Blasmusik in Bütthard
„Von unserem Vereinsmitglied Robert Düchs recherchiert und überarbeitet von Alfred Kemmer und Johannes Kemmer (Hösselbarth)„
Auch wenn kein Chronist Bütthard’s Musikgeschichte bisher aufgezeichnet hat, es steht außer Zweifel: die Blasmusik hat in Bütthard Tradition. Vor allem aus mündlichen Überlieferungen, aber auch aus alten Belegen, Niederschriften und vereinzelten Hinweisen in der Ortschronik ist zu entnehmen, dass in Bütthard schon sehr lange und gerne musiziert wird.
Ursprünglich spielten die Musiker überwiegend bei kirchlichen Anlässen, vor allem bei Prozessionen, Flurgängen und Wallfahrten. Schon bald erweiterte sich das Repertoire auch auf die Tanz- und Marschmusik. Etwa zu Anfang des letzten Jahrhunderts wurde dann die konzertante Blasmusik ebenfalls aufgenommen. Die Auftritte der Kapellen scheinen sich in früherer Zeit auf den heimatlichen Ort beschränkt zu haben. Doch bei der steigenden Intensität der Ausbildung, vor allem nach der Jahrhundertwende, mehrten sich die auswärtigen Auftritte, wobei überwiegend auf Tanzveranstaltungen und bei Stiftungsfesten gespielt wurde.
Alles hat einen Anfang…
Der zur Zeit früheste nachweisbare Hinweis auf das Bestehen einer Musikkapelle in Bütthard ist die Gründung der „Musikgesellschaft Bütthard” ,welche im Jahre 1860 erfolgte. Die Anzahl und auch die Namen der Musiker sind heute leider nicht mehr bekannt. Jedoch existiert vom 25-jährigen Stiftungsfest dieser Gemeinschaft noch eine Fotografie. Sie ist am 04. Januar 1885 aufgenommen und zeigt die damals elf Mitglieder der Kapelle mit ihren Instrumenten. Diese Musiker sind, mit Ausnahme des Bürstenmachers Peter Maurer, nicht mehr namentlich bekannt.
In der Büttharder Ortschronik von Pfarrer Paul Hartung wird erstmals für das Jahr 1869 die Existenz einer Musik erwähnt. Dabei muss dem aufmerksamen Leser unwillkürlich ein Schmunzeln überkommen. Der Chronist erzählt dort (Seite 83), wie es zur Gründung der Schwesternstation in Bütthard kam und schildert den Einzug der Klosterfrauen. Sie waren mit der Eisenbahn von Augsburg gekommen und mit einem Pferdefuhrwerk am Bahnhof Wittighausen abgeholt worden. Am Ortseingang von Bütthard wurden sie empfangen und in feierlicher Prozession zur Kirche geleitet. Dabei habe die Musikkapelle das Kirchenlied „Kommt her, ihr Kreaturen all” gespielt. Ob die Auswahl dieses Liedes aus Gedankenlosigkeit oder in Ermangelung eines geeigneteren Musikstückes oder vielleicht sogar in einer bestimmten Absicht erfolgte, ist nicht überliefert.
Die 1. Schülerkapelle!
Für das Jahr 1900 verzeichnet die Ortschronik die Gründung einer zweiten Musikkapelle in Bütthard, die als „Junge Musik” bezeichnet wird. Es handelt sich dabei durchwegs um 10 – 14-jährige Buben, die das Musikspielen erlernten. Später, z.B. bei der Feier des 25-jährigen Jubiläums dieser Kapelle am 01.02.1925, wird sie dann als die „Alte Musik” bezeichnet, da zu dieser Zeit bereits wieder eine Anzahl Jugendlicher das Spielen eines Instrumentes erlernte.
Der im Jahre 1900 gegründeten Kapelle gehörten nach einem noch vorhandenen Foto aus dem Jahre 1913 folgende Musiker an: Dürr Peter (Tenorhorn), Eck Ludwig (B-Trompete), Hahner Heinrich (Posaune), Hehn Nikolaus (B-Trompete), Kister Peter (Schlagzeug), Link Johann I (Es-Trompete), Link Ludwig (Flügelhorn), Rau Adam (Tuba) und Rau Josef (Bass- trompete).
Ob diese Aufzählung tatsächlich alle Musiker der damaligen Kapelle enthält, ist nicht sicher. Es ist durchaus möglich, dass eben nur ein Teil derselben auf dem Foto abgebildet sind. Zur 25-Jahrfeier dieser Kapelle, hat der damalige Ortspfarrer Maximilian Hauck einen Prolog in Gedichtform verfasst, den beim Jubiläum Hedwig Rau (eine Tochter des Bassisten Adam Rau) vorgetragen hat. Ihm ist zu entnehmen, dass die Kapelle von Andreas Müller, einem Musiklehrer aus Würzburg unterrichtet und angelernt worden war.
Beweise der Existenz.
Ein weiterer Hinweis auf das Bestehen einer Musikkapelle findet sich in der Ortschronik auf Seite 92. Der Chronist schildert dort den Beginn des ersten Weltkrieges: „Die Einberufungs- und Gestellungsbefehle flatterten mit der Post nur so in die Häuser. Jeden Tag waren andere dran, zur Fahne einzurücken. In der ersten Zeit wurden die Vaterlandsverteidiger in der Kirche feierlich gesegnet und dann mit Fahnen und Musik zum Ort hinausbegleitet.”
Die Protokollbücher der Freiwilligen Feuerwehr Bütthard und des Vereins „Eintracht” (ab 1926 „Katholischer Burschen- und Männerverein Eintracht”) geben ebenfalls mehrfach Hin- weise auf das Bestehen von Musikkapellen in Bütthard. In ersterem wird unter dem 27.08.1884 über die „Feier des hohen Geburts- und Namensfestes unseres allergnädigsten Königs Ludwig II.” berichtet, an dem sich die örtlichen Vereine, nämlich die Freiwillige Feuerwehr, der Kampfgenossenverein, der Verein „Eintracht”, der Sängerbund und die Musik beteiligten (Seiten 168/169).
Auf Seite 177 wird dann über die Ausschusssitzung vom 31. Mai 1885 ausgeführt: „…wurde von Herrn Kommandant Eck der Antrag gemacht, für die Musik, welche zur freiw. Feuerwehr getreten ist, messingne Helme anzuschaffen.” Und dann wenige Zeilen weiter: „…wurde der Antrag angenommen und hat Sekretär Meder 12 Stück bei Magirus in Ulm zu bestellen.” Woraus geschlossen werden kann, dass es sich dabei um zwölf Musikanten handelte.
Über die Feier des 30. Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Bütthard am 22.10.1889 ist u.a. festgehalten: „Die Feier nahm einen schönen, sehr gemütlichen Verlauf, welchen die Musik durch ihre Leistungen sehr steigerte. Es wurde derselben allgemeine Anerkennung zu theil.”
Viel Schweiß und wenig Brot: die Entlohnung der Musik um 1900.
Interessant und aufschlussreich vor allem über die Entlohnung der Musikkapellen zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Aufzeichnungen des damaligen Schriftführers über die Vorbereitung und Durchführung des 40-jährigen Stiftungsfestes der Freiwilligen Feuerwehr Bütthard am 3., 4. und 5. Juli 1909. Die Büttharder Musiker waren zu einer Ausschusssitzung geladen worden, bei der die Entlohnung der Festmusik ausgehandelt werden sollte. Sie verlangten 150 Mark. Der Ausschuss bot ihnen zunächst 130 Mark und erhöhte sein Angebot dann auf 140 Mark. Da die Musiker aber an ihrer Forderung festhielten und dies damit begründeten, dass sie die Kapelle durch zwei auswärtige Musiker verstärken müssten, wurden ihnen schließlich die geforderten 150 Mark zugebilligt. Dazu ist zu lesen: „…und sie versprachen dagegen, eine gute, kräftige Musik zu spielen.”
Für die ausgehandelten 150 Mark spielten die Musiker am Samstagabend beim Lampionszug und bei der anschließenden musikalischen Unterhaltung; Am Sonntag früh Tagreveille (Weckruf), dann die Kirchenparade und nach dem Gottesdienst den musikalischen Frühschoppen; am Nachmittag den Festzug und anschließend Unterhaltungsmusik im Festgarten bis in die Nacht hinein; am Montag früh nochmals Kirchenzug und nach dem Gottesdienst musikalischer Frühschoppen sowie am Abend Unterhaltungsmusik in einem Gasthaus.
Auch die Gemeinderechnungen und die Protokollbücher der Gemeinde Bütthard geben Auskunft über die an die Musikkapellen gezahlten Vergütungen. So sind in der Gemeinderechnung für das Jahr 1895 folgende Ausgabeposten enthalten: „dem Lehrer für die Leitung der Kirchenmusik 30 Mark” und „den Musikanten 30 Mark”. Bei der Gemeinderatssitzung am 09. Dezember 1900 „wird der jungen Musik für Jubiläumsfeier des geistl. Rates, Dechantpfarrer Martin Zorn in Rimpar 25 Mark bewilligt und zwar mit Rücksicht darauf, dass sie auch bei der Bischofsfeier eine Vergütung nicht erhalten habe.” Im Protokoll vom 06. Januar 1901 ist dann zu lesen: „Der alten Musik wird für Spielen bei der Bischofs- feier 20 Mark aus der Gemeindekasse bewilligt.” Am 28. April 1901 hielt der Gemeinderat „Beratung wegen des Honorares, welches die hiesige Kirchenmusik beanspruchte. Es wurde beschlossen, dass sie als Entschädigung 50 Mark jährlich aus der Gemeindekasse erhält und die zu beschaffenden Notenbücher von der Gemeindekasse beschafft werden und auch Eigentum derselben bleiben.”
Während des ersten Weltkrieges waren die aktiven Musiker fast ausnahmslos zum Waffendienst eingezogen, sodass musikalische Betätigungen für diese Zeit nicht nachweisbar sind. Eine Ausnahme bildete lediglich die Kirchenmusik, für die sich nochmals ältere Musiker zur Verfügung stellten.
Eine Blütezeit nach dem 1. Weltkrieg: die FRANKONIA entsteht!
Nach dem Ende des Krieges erlebte die Blasmusik in Bütthard einen neuen Aufschwung. Eine große Anzahl Jugendlicher erlernte zunächst unter Musiklehrer Fröhlich das Spielen eines Zupf- oder Streichinstrumentes. Später gab ihnen dann Musiklehrer Machold Unterricht auf Blasinstrumenten. Am 23.04.1920 erfolgte die Gründung des Musikvereins „Frankonia”. Nach seinen Statuten war Vereinszweck die Pflege der Musik sowie gesellige Unterhaltung. Die Gründungsvorstandschaft setzte sich aus folgenden Personen zusammen: Vorstand: Adam Michel, Dirigent: Georg Fröhlich, Kassier: Michael Schmitt, Schriftführer: Stefan Hettiger, Beisitzer: August Bachert und Kaspar Humm. Ein Teil der jungen Musiker schloss sich diesem Verein an, die anderen verblieben bei der „Eintracht“.
Im Inflationsjahr 1923 beschaffte der Musikverein „Frankonia” eine neue Standarte, die von der Firma Buri, Würzburg zum Preis von 195.500 Mark angefertigt wurde, wie aus dem im vergangenen Jahr wieder aufgefundenen ersten Kassenbuch des Vereins zu entnehmen ist. Die Fahnenweihe fand am 08. Juli statt. Fahnenbraut war Frl. Lisl Ising. Die Patenschaft hatte der Verein „Eintracht” übernommen. Viele auswärtige Vereine waren dabei anwesend.
In den folgenden Jahren gab es dann zwei Musikkapellen nebeneinander. Das brachte einen gesunden Wettbewerb und hatte positive Auswirkungen auf den Leistungsstand. Leider war dies nur etwa eineinhalb Jahrzehnte der Fall. Bald nach der Machtergreifung Hitlers wurde die Zwangsmitgliedschaft im Reichsmusikbund auch für Laienmusiker durchgesetzt. Dies und die zunehmende Politisierung sowie der ständige Druck zur Gleichschaltung der Vereine veranlasste viele Musiker, ihre aktive Tätigkeit einzustellen. Das hatte zur Folge, dass im Musikverein „Frankonia” um das Jahr 1935 die musikalische Betätigung völlig zum Erliegen kam und das Vereinsleben ruhte. Neben dem kürzlich wieder aufgefundenen Kassenbuch gibt es auch aus dieser Zeit kaum noch Unterlagen. Lediglich ein gedrucktes Heft mit den Vereinsstatuten und einige Fotos der Kapelle befinden sich in unseren Händen.
Stehend v. l.: Stefan Hettinger, Hans Müller, Hans Rau, Musiklehrer Machold, Karl Link, Adam Michel, Josef Seger Sitzend v. l.: August Bachert, Michael Schmitt, Erhard Hettinger, Leo Seger, Johann Link IIDer Verein „Eintracht” wurde schon vor 1869 als geselliger Zusammenschluss gegründet. Ihm hatte sich die im Jahre 1900 gegründete Musikkapelle angeschlossen. So war es auch verständlich, dass sich etwa die Hälfte der nach dem ersten Weltkrieg ausgebildeten Musiker diesem Verein beitrat. In dem für die Zeit von 1926 bis 1931 noch vorhandenen Protokollbuch der „Eintracht” wird von vielerlei Aktivitäten der Musikkapelle berichtet u.a. auch von der Fahnenweihe des Vereins „Eintracht”, bei welcher beide Kapellen – die der „Eintracht” und die des Musikvereins „Frankonia” – zusammen die Festmusik spielten.
Der 2. Weltkrieg.
Die Musiker der „Eintracht” spielten damals auch die Kirchenmusik. Das war vermutlich mit ein Grund, dass die Kapelle auch nach 1935 weiter existierte. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges kam aber auch für sie das Ende. Alle Musiker waren zum Kriegsdienst eingezogen. Das große Völkermorden forderte auch aus ihren Reihen furchtbaren Tribut. Sechs kamen nach Kriegsende nicht mehr zurück: Freudinger Josef, Fuß Oskar, Kehl Michael, Michel Martin, und Obenhuber Ernst.
Während des Krieges und in der Zeit unmittelbar danach, griffen die alten Musiker nochmals zu ihren Instrumenten, um wenigstens die Kirchenmusik zu erhalten. Zu ihnen gehörten u.a. Adam Rau, Ludwig Eck, Johann Link I und Nikolaus Hehn. Auch die früher beim Musikverein „Frankonia” aktiv gewesenen Josef Seger und August Bachert – letzterer bis zu seiner Einberufung – stellten sich wieder zur Verfügung. Außerdem war noch Josef Haaf dabei. Bei Kriegsende gesellte sich Hans Zimmer zu ihnen. Er war der Schwiegersohn von Ludwig Eck und vorher Militärmusiker bei der Luftwaffe. In der Gastwirtschaft Eck fanden auch die Musikproben statt.
Die schwere Zeit nach dem Krieg.
Im Spätsommer 1945, als Felix Link als einer der drei Überlebenden der früheren „Eintracht”- Kapelle aus Gefangenschaft heimgekehrt war, begann dieser mit der Ausbildung junger Musiker und dem Aufbau einer Musikkapelle. Etwa 20 Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren gab er zunächst Einzelunterricht. Mit den „Fortgeschrittenen” folgten dann die gemeinsamen Proben.
Am 31. März 1946 hatte die neue Musikkapelle bei der Abschlussprozession zur Ewigen Anbetung ihren ersten offiziellen Auftritt. (Einige waren allerdings schon etwas früher beim Faschingsumzug aktiv geworden.) Ab diesem Zeitpunkt übernahm sie das Spielen der Kirchenmusik.
Am 01. Januar 1947 wurde die Musikkasse gegründet, indem jedes Kapellenmitglied eine Reichsmark als Grundkapital einzahlte. Der Eintrag im Kassenbuch weist folgende Mit- glieder aus: Albert Josef II, Böhmer Hans, Böhmer Klaus, Dopf Albin, Dopf Paul, Düchs Robert, Düpre Peter, Fresenius Walter, Hiller Erich, Hiller Karl, Hiller Martin, Kemmer Josef, Kuhn Hermann, Lotter Ferdinand, Müller Bernhard, Nerding Günter, Seger Edwin I, Schuster Hans, Vogel Kilian und Zehnder Markus. Die Kassenführung übernahm Robert Düchs; ab Juli 1947 zusätzlich auch die organisatorische Leitung der Kapelle.
Im Mai 1949 kehrte Philipp Michel, ebenfalls ein früherer „Eintracht”-Musiker, aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Als „Vollblutmusiker” schloss er sich sofort wieder der Kapelle an und übernahm nach dem frühen Tod von Felix Link im Jahre 1951 die musikalische Leitung derselben. Er war ein hervorragender Trompeter und blieb aktiv bis wenige Monate vor seinem Tod am 04.09.1980. Die Leitung der Kapelle hatte er bereits 1972 an Anton Grimm abgegeben, dem dann am 01. September 1995 Alfred Kemmer nachfolgte.
In der Mitte der fünfziger Jahre sank infolge vieler Wegzüge – vor allem aus beruflichen Gründen – die Zahl der Musiker stark ab. Die Abgänge konnten auch durch die Ausbildung junger Musiker nicht ausgeglichen werden, so dass die Kapelle zeitweise nur 10 bis 12 Mit- glieder zählte. Ab 1970 hat sich dann durch verstärkte Nachwuchsausbildung die Situation wieder zunehmend verbessert. Die Ausbildung legt man damals in die Händ des Musiklehrers und Pianisten Hans Kunz aus Würzburg, der auch einige Jahre die Leitung der Kapelle übernahm.
Die „Frankonia“ entsteht zum 2. mal.
Mit der stetigen Weiterentwicklung seit den 70er Jahren wuchsen verständlicherweise auch die Aufgaben und die Verantwortung für Geschäftsführung und Dirigent. Schließlich erschien es ratsam, die Eintragung in das Vereinsregister anzustreben. Im Jahre 1982 wurde eine Kommission gebildet, welche die erforderliche Satzung ausarbeiten sollte, da die Vereinsstatuten aus dem Jahre 1920 nicht mehr zeitgerecht waren und auch dem heutigen Vereinsrecht nicht entsprachen. Am 18. Februar 1983 fand dann im Nebenzimmer des Gasthauses Henneberger die Versammlung statt, bei der die neue Satzung beschlossen wurde. Nach dieser Satzung führt der Verein den Namen „Musikverein Frankonia e.V. Bütthard”. Mit dieser Namensgebung sollte das Wiederaufleben und Fortführen des im Jahre 1920 gegründeten Vereins bekräftigt werden. Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Würzburg erfolgte am 24. März 1983. Die nach Annahme der Satzung durchgeführten Wahlen hatten folgendes Ergebnis: Robert Düchs, Vorsitzender; Alfred Kemmer, stellvertretender Vorsitzender; Ernst Schmitt, Kassenwart; Raimund Binder, Schriftführer. Außerdem gehört gemäß Satzung der jeweilige Dirigent – damals Anton Grimm – dem Vorstand an.
Auch Kleider machen Leute!
Neben einer guten musikalischen Ausbildung ist immer auch das äußerliche Erscheinungsbild für ein erfolgreiches Auftreten einer Musikkapelle mit entscheidend. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde bereits 1963 eine einheitliche Bekleidung für die Musiker beschafft, die 1965 und 1972 ergänzt werden konnte. In Zusammenarbeit mit dem damaligen Bezirksheimatpfleger Dr. Worschech erhielten die Musikerinnen und Musiker schließlich im Jahre 1980 eine fränkische Tracht. Bei der Finanzierung derselben haben uns der Bezirk Unter- franken, der Landkreis Würzburg, der Markt Bütthard, der Landesverein für Heimatpflege und eine Reihe von Freunden und Gönnern in dankenswerter Weise unterstützt. In den 90er Jahren wurden dann die inzwischen abgetragenen schwarzen Stoffhosen durch eine braune Lederhose ersetzt. Jetzt, im Jubiläumsjahr 2010, wurden 15 komplette Trachten für junge Musiker und für alle Mädchen und Frauen neue Dirndl angeschafft. Auch dieses mal unterstützte uns die Gemeinde, wie so oft in den letzten Jahren, sehr großzügig. Aber auch von der Kirche gab es einen kräftigen Zuschuss.
Hohe Auszeichnungen für die „Frankonia“
Beim ersten Kreismusikfest im Jahre 1985, welches der Verein unter dem Motto „125 Jahre Blasmusik in Bütthard” veranstaltete, erhielt er die „Goldene Medaille am weiß-blauen Band”, die höchste Auszeichnung des Nordbayerischen Musikbundes, verliehen.
Bereits ein Jahr später, am 08. Mai 1986, konnte der Vorsitzende bei einem Festakt in der Loisachtalhalle in Wolfratshausen aus der Hand des damaligen Staatssekretärs im Innenministeriums und späteren Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber die vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker für besondere Verdienste des Vereins um die Pflege des instrumentalen Musizierens verliehene „Pro Musica Plakette” entgegennehmen.
Die Big Band des MV Bütthard erlebte Ende der 80er und Anfang der 90er auch tolle Ehrungen. So ging sie beim Wettbewerb des Dt. Musikrates 1989 in der Sparte Jazzorchester als Sieger hervor, und vertrat damit das Land Bayern beim Bundesentscheid 1991. Dort belegte sie mit stolz geschwellter Brust den 6. Platz.
Ärmel hoch und in die Hände gespuckt!
Mit Beginn der 90er Jahre begann in jeglicher Hinsicht eine sehr aktive Zeit des Vereins „Frankonia“. Angetrieben von der Erkenntnis – Zukunft hat nur, wer sich um den Nachwuchs kümmert- wurde 1990 erstmals seit langer Zeit wieder eine Schüler, bzw. Jugendkapelle gegründet. Unter der Leitung von Alfred Kemmer, Trompeter in der Frankonia, erlernten 20 Jugendliche ein Instrument und wuchsen in wenigen Jahren zu einem schönen Klangkörper zusammen.
Nach seinem Musikstudium 1995 gründete Alfred Kemmer zusammen mit dem Vorstand der Musikkapelle Vilchband Martin Neckermann ein neues, großes Schülerorchester Bütthard/Vilchband. Auch dieses musizierte viele Jahre sehr erfolgreich zusammen, bevor dann die Jugendlichen in ihre jeweiligen Vereine integriert wurden.
Zwei ganz große des Vereins treten von der Spitze des Vereins in die 2. Reihe.
Ziemlich genau 50 Jahre, also 1/3 der 150 Jahre stand Robert Düchs an der Spitze des Vereines, die er 1995 abgab, und da hat er viele Spuren hinterlassen. Vorbildlich war und ist bis heute nicht nur seine absolute Zuverlässigkeit was Proben und Auftritte, aber auch sein Können auf seinem Instrument, der Tuba, angeht, sondern ganz besonders die Art und Weise des Schriftverkehrs, incl. aller Abrechnungen in der langen Zeit seit 1945. Und das Ehrenmitglied und Ehrenvorstand des Vereins ist auch heute, 2010, nach 65 Jahren, noch mit guten Leistungen Woche für Woche aktiv dabei. Es ist kaum auflistbar, was Robert Düchs für die „Frankonia“ alles geleistet hat, und deshalb nimmt er sicherlich zu Recht einen besonderen Platz in der Geschichte der Musik in Bütthard ein.
Gleichzeitig wechselte auch die musikalische Spitze. Nach 23 Jahren! als Dirigent übergab Schulrektor Anton Grimm im Sommer 1995 nicht nur den Taktstock an Alfred Kemmer, sondern verbunden damit gleich ein ganzes, von ihm über die vielen Jahre hinweg wohl geformtes Orchester. Als Ehrendirigent des Vereines spielt er seitdem und bis heute (2025) fleißig als Trompeter in der Kapelle mit.
Neue Wege werden betreten.
Ab 2003 betrat man dann, was die Ausbildung betrifft, ganz neue Wege. Seit 1995 ja auch Dirigent der „Frankonia“, erlernte Alfred Kemmer in Seminaren das Ausbildungssystem „Bläserklasse“, und gründete im Herbst 2003 die 1. Bläserklasse (BK) Bütthard mit 31 Kindern. Hierbei musizieren die Kinder in Orchesterbesetzung von der 1. Woche an einmal alle gemeinsam und einmal im Register. Die ausschließlich nagelneuen Instrumente für fast 20 000,- € wurden über einen Kredit finanziert und an die Kinder ausgeliehen. Nach vier Jahren war dann der Kredit zurück bezahlt. Wurde die erste BK noch sehr skeptisch beäugt, so hat sich dieses System nun längst etabliert, und so konnten nacheinander 2005 23 Kinder, 2007 28 Kinder und schließlich 2009 36! Kinder geworben werden.
Längst hatte auch Johannes Hösselbarth, der ebenfalls in Dinkelsbühl an der Berufsfachschule für Musik studiert hatte, die Fortbildung zum Bläserklassen- Leiter absolviert, und leitet bis heute zusammen mit Alfred Kemmer die verschiedenen Formationen. Die Ausbildung an den Instrumenten machen neben diesen beiden Musiklehrern aber auch noch sehr qualifizierte und engagierte Musiker des Vereins. So unterrichten zur Zeit und seit vielen Jahren auch Thomas Schmitt (Tuba, Posaune), Madeleine Grund (Sax) und Marion Hösselbarth (Flöte). Musiklehrer Manuel Hofrock unterrichtet Schlagzeug, und die Musiklehrerin Katja Kimmelmann Klarinette. Sie ist es auch, die unsere 2009 neu gegründete Flötengruppen (10 Kinder) und die Gruppe „musikalische Grundausbildung“ (12 Kinder) leitet.
Und so hat der Verein Frankonia in seiner langen Geschichte 2010 einen historischen Höchststand an aktiven Musikern erreicht. Das Hauptorchester besteht aus 42 Aktiven, das sind zum Großteil Musiker der Schülerkapellen von 1990, 1995 und der ersten BK aus dem Jahre 2003. In den 3 Bläserklassen musizieren zur Zeit wie folgt: Franko-Minis 36 Kinder, Franko-Teenies 28 Kinder und die Fränkies mit 20 Jugendlichen. Und so meldet der MV Frankonia Bütthard im Jahre 2010 über 125 Aktive beim NBMB an! Übrigens wurde in dieser Zeit auch verstärkt um passive Mitglieder geworben, und so stieg auch ihre Zahl kontinuierlich von unter 50 auf inzwischen ca. 150 Mitglieder an. Auch ihnen mal an dieser Stelle ein großes Dankeschön für ihre Treue zum Verein.
Von der Küche zum Vereinsheim
Nach der Wiedergründung der Musikkapelle im Jahre 1945 fanden die gemeinsamen Proben zunächst abwechselnd in verschiedenen Privathäusern statt. Etwa ab 1947 wurde einige Jahre in einem Werkstattraum an den Samstagen geprobt. Dann war der Saal des Gasthauses „Goldener Engel” und später das Nebenzimmer des Gasthauses Henneberger Probenraum. Nächste Station war ein Zimmer im Erdgeschoss des ehemaligen Benefiziatenhauses (jetzt Pfarrhaus). Nach Beendigung des Rathaus-Umbaues 1970 bezog die Musikkapelle einen größeren Raum im Obergeschoss des Rathauses. Mit der steigenden Anzahl der Musiker und der zusätzlichen Gründung einer „Big Band” waren die räumlichen Verhältnisse auch hier nicht mehr ausreichend. So begann wieder die Suche nach einem größeren Raum, wobei auch ein Ausbau oder Neubau in’s Auge gefasst worden war. Ein geplanter Anbau an der neuen Grundschule (1989) wurde ebenso verworfen, wie ein Neubau am Ortsrand hinter dem Anwesen der Landmaschinenwerkstätte Dörr (1990). Das gleiche Schicksal erlitt (1994) der geplante Neubau im ehemaligen Pfarrgarten unter Einbeziehung eines dort vorhandenen Nebengebäudes. In den Jahren 1991/92 sollte das Probenraumproblem im Zuge des Baues einer Mehrzweckhalle durch die Gemeinde einer Lösung zugeführt werden, was dann allerdings an den Gesamtkosten scheiterte. Schließlich setzte sich 1996 die Idee eines Neubaues auf einem gemeindeeigenen Grundstück oberhalb der neuen Schule durch.
Das „Haus der Musik“ entsteht!
Nach einer einjährigen Planungsphase mit Architekt Roland Nörpel, der über 10 Jahre musikalischer Leiter der Big Band war, gab die Bauaufsichtsbehörde mit der Plangenehmigung am 16.07.1997 grünes Licht für die Bauausführung, mit der bereits zwei Tage später begonnen werden konnte. Da unter den Mitgliedern der Kapelle und des Vereins nahezu alle Bau- und Ausbauberufe vertreten waren, war von Anfang an beabsichtigt, den Neubau soweit wie möglich in Eigenleistung auszuführen um Kosten zu sparen.
Mit dem Einsatz von rund 6.000 Helferstunden ist es auch gelungen, die ursprünglich veranschlagten Baukosten von 450.000 DM auf rund 255.000 DM zu senken. Dank eines 20%igen Zuschusses aus dem Kulturfonds Bayern, einer über Jahre hinweg angesammelten ansehnlichen Baurücklage, der materiellen Unterstützung durch die politische Gemeinde und der Spendenfreudigkeit der Mitglieder und Förderer machte die Finanzierung des Bauvorhabens keine Schwierigkeiten. Obwohl sich die Bauarbeiten (mit Ausnahme der Rentner und Bauern) im wesentlichen auf die Wochenenden konzentrierten, konnte bereits nach nur 16 Monaten Bauzeit die erste Musikprobe am 25. November 1998 in den neuen Räumen stattfinden.
Die offizielle Einweihung und Übergabe des „Hauses der Musik” geschah im Rahmen eines Festaktes am Nachmittag des 25. April 1999 dem sich ein Konzertabend anschloss, an welchem sich alle vier Musikgruppen und Kapellen beteiligten, welche die neuen Räume nun nutzten. An den Feierlichkeiten nahmen neben Vertretern aus Kirche, Politik und dem Nordbayerischen Musikbund auch Ministerialrat Gerhard Düchs vom Bayerischen Kultusministerium teil, welcher in seiner Studienzeit aktiv bei unserer Musikkapelle als Posaunist mitgewirkt hatte.
Und nun ein Konzertsaal!
Das Problem „Probenraum” war zwar nun gelöst; aber es zeigte sich, dass in der Gemeinde kein geeigneter Veranstaltungsraum z.B. für Konzerte und ähnliches vorhanden war. So entschloss sich der Musikverein 2005 durch einen Um- bzw. Anbau eine Nutzung für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen zu ermöglichen. Die Option dieses Anbaues war von Anfang an eingeplant und nur deshalb jetzt schon möglich, weil sich der Verein finanziell schon gut erholt hatte. Auch hier war in erster Linie wieder Eigenleistung gefragt. Unterstützung erhielten wir aber auch vom Männergesangverein und dem SVB-Skiclub bei der Finanzierung in Form von zinslosen Darlehen. Bereits wenige Wochen nach Beendigung der Arbeiten konnten die erweiterten Räumlichkeiten für die Aufführung des Musicals „Freude” von Kurt Gäble durch die Musikkapelle, einen Kinderchor und einer Tanzgruppe genutzt werden. Die Aufführung war ein voller Erfolg und musste dreimal wiederholt werden. In den Jahren 2006 bis 2008 wurden dann noch der große Festgarten mit Verkaufshaus und Freilichtbühne, ein zweiter Parkplatz für 20 Autos und 2 Container als Geräte- und Stuhllager erstellt.
Mit stolz geschwellter Brust.
Zurückblickend darf man heute sicher mit Recht sagen, dass sich für Verein und Kapelle trotz mancher Rückschläge seit der Wiedergründung nach dem zweiten Weltkrieg eine stetige Fort- und Weiterentwicklung feststellen lässt. Dies ist natürlich in erster Linie ein Verdienst der Vorstände und Kapellenleiter, denen an dieser Stelle ein Wort des Dankes gesagt sei. Dank gebührt aber auch all den Musikern selbst, die jahraus jahrein viel Zeit und Mühen aufwenden, um sich weiterzubilden und letztlich ihre Mitmenschen mit schöner Musik erfreuen.
Neben den vielen Feierlichkeiten im Laufe des Jubiläumsjahres 2010 rund um den Kommersabend im April und dem Kreismusikfest im Mai, kommt im Oktober ein Konzert in der Kirche in Form einer gesungenen lateinischen Messe zur Aufführung, die seit 2009 mit dem MV Frankonia und einem eigens dafür gegründeten gemischten Chor (70 Mitglieder) einstudiert wird. Mit dieser Messe soll Allen gedacht und gedankt werden, die sich, in welcher Form auch immer, in die 150 jährige Geschichte der „Blasmusik in Bütthard“ mit Rat und Tat eingebracht haben.
Im März 2010.